Das Freiwillige Jahr in der Wissenschaft (auch "Freiwilliges Wissenschaftliches Jahr" genannt) richtet sich an Abiturientinnen und Abiturienten, die sich für ein Studium oder eine Ausbildung im naturwissenschaftlichen und technischen Bereich interessieren. Durch eine praktische Tätigkeit in Forschungseinrichtungen der Fakultät für Bauingenieurwesen und Geodäsie sammeln die Teilnehmerinnen und Teilnehmer praktische Erfahrungen und Einblicke in Berufsfelder des Ingenieurwesens.
Was bietet das Freiwillige Jahr in der Wissenschaft?
- Mitarbeit in einer Forschungsgruppe, Durchführung eigener wissenschaftlicher Projekte
- Exkursionen und Seminare zur persönlichen Entwicklung
- Taschengeld und Vergünstigungen (z.B. öffentlicher Nahverkehr)
- Teilnahme am Juniorstudium: an Vorlesungen teilnehmen und Prüfungen mitschreiben (bestandene Prüfungen sind vielfach auf ein anschließendes Studium anrechenbar)
- Zeugnis
Wer anschließend Bau- und Umweltingenieurwesen studieren möchte, kann sich das FWJ in einem passenden Tätigkeitsbereich - also zum Beispiel an einem Institut der Fakultät (siehe Beispiele unten) - teilweise als Vorpraktikum anrechnen lassen (bis zu 7 Wochen) .
Bewerbung
- Voraussetzung für die Bewerbung ist die Allgemeine Hochschulreife.
- Interessenten bewerben sich bis zum 31. Januar über ein Online-Formular auf der Website der Medizinischen Hochschule.
- Danach erhalten die Interessenten eine Übersicht der Projekt-Angebote, aus denen sie sich drei Favoriten wählen.
- Anschließend finden dann persönliche Vorstellungsgespräche statt.
Beginn des FWJ: jedes Jahr im September
Bewerbungsschluss: 31. Januar
Bewerbung: über die Medizinische Hochschule Hannover (MHH)
Erfahrungsberichte
FWJ am Geodätischen Institut
"Während meines Freiwilligenjahres an der Leibniz Universität Hannover am Geodätischen Institut habe ich Einblicke in die Forschung und den Alltag von wissenschaftlichen Mitarbeiter:innen gewonnen.
Ein Highlight der Zeit als FWJler war, bei einer mehrtägigen Messkampagne eines Tunnelbauwerks mitzuarbeiten. Dabei wurden mir geodätische Messverfahren gezeigt und erklärt."
-
Lies hier mehr über Kamiels Erfahrung
"Die zentrale Aufgabe meines Freiwilligendienstes bestand darin, ein automatisiertes Temperatur- und Luftdruckerfassungssystem für ein Labor aufzubauen. Dabei wurden verschiedene Sensoren verwendet. Die Daten dieser Sensoren sind wichtig, um Distanzmessungen zu korrigieren. Diese Distanzmessungen erfolgen mit Hilfe von Lasern: Dabei wird die Zeit von einem Laserimpuls gemessen. Es gilt je schneller der Laserimpuls zurück an der ausgesendeten Quelle ist, desto kürzer ist die Distanz vom angezielten Objekt. Die Geschwindigkeit des ausgesendeten Laserimpulses ist aber nicht immer gleich, sondern abhängig von der Atmosphäre. Daher ist die Temperatur eine wichtige Information für eine präzise Messung. Die aufgenommenen Sensordaten werden in Echtzeit in eine Datenbank übertragen.
Schön an der Aufgabe war, dass die wissenschaftlichen Mitarbeiter:innen mir immer helfen konnten und ich mir selbst die Zeit einteilen konnte.
Ein Highlight in der Zeit als FWJler war, bei einer mehrtägigen Messkampagne eines Tunnelbauwerks mitzuarbeiten. Dabei wurden mir geodätische Messverfahren gezeigt und erklärt.
Zu meinen weiteren Aufgaben gehörte die Kalibrierung von geodätischen Messinstrumenten, wie z.B. einem Lasertracker. Außerdem entstanden immer wieder kleinere Aufgaben, sodass ich in viele aktuelle Forschungsprojekte des Institutes hineinschauen konnte."
Mehr dazu findet ihr in Kamiels Poster, in dem er am Ende seines FWJs die Ergebnisse seines Projekts zusammengefasst hat.
FWJ am Institut für Baustoffe
"Wir sind Till Schubel, Sarah Ikram Laajouzi und Anna Klammer und haben 2023/2024 am Institut für Baustoffe an der LUH gearbeitet. Unsere Motivation für das FWJ war es sich nach dem Abitur für die Zukunft zu orientieren und dabei einen Bereich kennenzulernen, mit dem man während der Schulzeit wenige Berührungspunkte hatte."
-
Lies hier mehr über Tills, Annas und Sarahs Erfahrungen
Wir sind jeweils einer der drei Arbeitsgruppen zugeteilt worden, wobei die Aufteilung nicht so streng zu sehen ist und man auch gut die Aufgaben der anderen Arbeitsgruppen kennenlernt. Unsere Hauptaufgaben bestehen aus der Planung, Durchführung und Auswertung der Versuche. Zusätzlich unterstützen wir in der Lehre und bereiten beispielsweise die Hörsaalversuche vor.
Für uns waren die im Vergleich zur Schule längeren Arbeitszeiten, die größte Umstellung. Auch wenn man am Anfang noch vieles Neues lernt, nimmt dies im Laufe der Zeit ab und man hat teilweise eher geregelte und gleichbleibende Arbeitsabläufe. Besonders schön ist das Arbeitsklima, da man wie zum Beispiel bei der Weihnachtsfeier auch wirklich sozial in die Gruppe eingebunden wird. Zusätzlich wird darauf geachtet auf unsere persönlichen Interessen einzugehen.
Ikram: "Ich habe mich für das Jahr entschieden, um mir noch ein Jahr zum persönlichen Wachstum vor dem Ernst des Studiums zu geben, wobei mir wichtig war die Zeit gleichzeitig auch sinnvoll zu nutzen. Außerdem gefällt mir auch besonders die Möglichkeit den Institutsalltag und die Wissenschaft an der Uni kennenzulernen, was mir auch weiterhelfen kann, wenn ich in ein ganz anderes Feld gehe."
Anna: "Aufgrund der geringen Größe meiner Arbeitsgruppe habe ich die Möglichkeit verstärkt die anderen Bereiche am Institut kennenzulernen und auch dort viele Aufgaben zu übernehmen. Dadurch habe ich einen vielfältigen Aufgabenbereich, durch den ich neue Interessen entwickeln konnte. Besonders gut gefällt mir zudem, dass wir zusätzlich die Möglichkeit haben während der Arbeitszeit Vorlesungen zu besuchen, wodurch ich einen sehr guten Einblick in für mich in Frage kommende Studiengänge bekomme."
Till: "Bei der Wahl für ein wissenschaftliches Jahr war es bei mir von hoher Bedeutung auch die Arbeit neben dem Büro kennenzulernen. Dabei hat mir die Arbeit im Labor einen guten Einblick für die Planung und Durchführung von Versuchen in der Forschung gegeben. Darüber hinaus haben wir die Möglichkeit bei verschiedensten Lehrveranstaltungen und Exkursionen dabei zu sein. Vor allem durch die Exkursionen konnte man sich von verschiedene Branchen und Berufsfelder ein gutes Bild machen, was für die spätere Berufswahl von Vorteil sein kann."
Beispiele für Projekte
Regenwasserbewirtschaftung - Institut für Siedlungswasserwirtschaft und Abfalltechnik
Klimawandel, Starkniederschläge, Hitzeperioden –diese Schlagworte dominieren die Medien in Deutschland und der Welt. Eine wassersensible Stadtentwicklung oder die Schwammstadt (Sponge City)sind mögliche Ansätze, Städte widerstandsfähiger gegenüber den Folgen des Klimawandels zu machen. Am ISAH untersuchen und optimieren wir dezentrale Maßnahmen zur Regenwasserbewirtschaftung. In den Projekten KEYS und TransMiT untersuchen wir Elemente wie Retentionsbodenfilter, Baumrigolen, Moosfassaden oder Hinterhöfe. Zunächst werden die Rahmenbedingungen in China (KEYS) bzw. in urbanen Quartieren niedersächsischer Großstädte (TransMiT) ermittelt, dann folgen Laborversuche, halbtechnische Versuche und die messtechnische Begleitung umgesetzter Maßnahmen in Hannover, Hildesheim und Peking. In all diesen Bereichen ist eine Unterstützung möglich und erwünscht.
Forschen für die Energiewende - Institut für Baustoffe
Offshore Windenergieanlagen (OWEA) haben eine besondere Bedeutung für Forschungseinrichtungen des Bauwesens, da diese, aufgrund ihrer relativ schlanken Turmstruktur sowie den hohen dynamischen Belastungen aus Wind und Welle, neue Herausforderungen für Bemessung, Bauablauf und Überwachung stellen. Diese hohen Anforderungen erfordern es, innovative Materialien und/oder neuartige Konzepte einzusetzen. Die Arbeitsgruppe "Windenergie" am Institut für Baustoffe entwickelt Messsysteme und erforscht Verbindungstechniken für OWEA-Gründungsstrukturen. Als Mitglied der Arbeitsgruppe Windenergie begleitet die FWJlerin / der FWJler zunächst laufende Forschungsprojekte und kann nach einer Orientierungsphase eine eigene spezielle Forschungsfrage definieren und selbstständig bearbeiten.
Wärmedämmungen - Institut für Bauphysik
Das Institut für Bauphysik beschäftigt sich hauptsächlich mit Fragestellungen rund um den Wärme-, Feuchte-, Schall- und Brandschutz von Gebäuden. Die FWJlerin / der FWJler lernt das gesamte Spektrum am Institut für Bauphysik kennen und kann vertiefend in den Bereich der lastabtragenden Wärmedämmungen einsteigen. Dabei ist sie / er an der Vorbereitung von Versuchen, der Versuchsdurchführung und der wissenschaftlichen Auswertung beteiligt.
Navigation von Robotern - Institut für Kartographie und Geoinformatik
Experimente mit selbstfahrenden Fahrzeugen in Deutschland sind nur Dank aktueller und genauer Vermessungen der Teststrecken möglich. Das Institut für Kartographie und Geoinformatik beschäftigt sich mit dem Erstellen hochgenauer Karten zur Navigation dieser Fahrzeuge. Die Ziel des Projektes ist es, automatisch die benötigten Karten aus Sensordaten wie Laserscanner und Kameras zu generieren. Der/die FWJler/in arbeitet beim Auswerten der Daten zur Kartenerstellung mit und evaluiert im Umgang mit einem Roboter Operating System (ROS) die Ergebnisse. Außerdem wird sie/er existierende Programme erweitern und neue entwickeln. Vermittelt werden dabei Kenntnisse im Programmieren, der Umgang mit Robotern und Sensoren sowie Grundlagen der Datenverarbeitung. Insbesondere kann sich der/die FWJler/in auf die Teilnahme an spannenden Exkursionen mit Studierenden der Geodäsie und Geoinformatik freuen.
Analyse von Satellitendaten - Institut für Erdmessung
Am Institut für Erdmessung untersuchen wir Messungen der räumlichen und zeitlichen Variationen des Gravitationsfeldes der Erde. Unsere Gruppe analysiert insbesondere langjährige Zeitreihen der Satellitenmission GRACE, die das Gravitationsfeld der Erde global durch Sensorsysteme (u.a. Ranging, Beschleunigungsmesser, Rotationssensoren) erfasst. Der/die FWJler/in arbeitet bei der Datenanalyse und Programmierung mit. Dabei wird sie/er die Grundzüge der wissenschaftlichen Signalverarbeitung kennenlernen und einen Einblick in die wissenschaftliche Nutzung der Daten für die Erdsystem- und Klimaforschung erhalten.
FWJ am Großen Wellenkanal (Forschungszentrum Küste)
Der Große Wellenkanal (GWK) ist eine der größten Forschungseinrichtung dieser Art weltweit. Hier werden hydrodynamische, morphodynamische und ökologische Prozesse an der Küste und im Küstenvorfeld erforscht, z. B. den Sedimenttransport, den Küstenschutz oder Offshore-Windenergie. Die FWJlerin / der FWJler wird in laufende Forschungsprojekte eingebunden und mit (internationalen) Wissenschaftlern, Technikern und Verwaltungsangestellten zusammenarbeiten, um einen Gesamtüberblick über die wissenschaftliche Praxis zu erhalten. Dabei geht es vor allem die die Planung, Durchführung und Auswertung physikalischer Modellversuche mit Wellen und Strömungen. Dies umfasst z.B. hydromechanische Grundlagen, Messtechnik in hydraulischen Modellversuchen, Auswertung von 1D, 2D und 3D Messdaten, Programmierung, Literaturrecherche, Englischkenntnisse und natürlich das ingenieurmäßige Denken.